Kim Herkle schrammt nur hauchdünn an Olympia vorbei

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Beim letzten Olympia-Qualifikationswettkampf in Berlin hat Kim Herkle am Sonntag über 200 Meter Brust in 2:25,40 Minuten noch einmal ihren deutschen Jahrgangsrekord verbessert – das Ticket zu den Sommerspielen in Tokio aber ganz knapp verpasst. Dennoch stehen der 18-Jährigen vom SV Cannstatt aufregende Ereignisse bevor.

Kim, was überwiegt: der Stolz über Deine großartige Leistung oder die Enttäuschung, dass fünf Zehntel zur Olympianorm gefehlt haben?

Als ich nach dem Anschlag auf die Anzeigetafel geschaut und meine Zeit gesehen habe, empfand ich erst einmal Enttäuschung. Auch in den Stunden danach war ich traurig. Doch je größer der Abstand wird, desto stolzer werde ich – auf das Rennen, auf meine Zeit und vor allem darauf, wie weit ich mich entwickelt habe.

Wie hast Du das Rennen erlebt?

Ich dachte auf den ersten Bahnen, dass ich zu langsam bin. Denn neben mir sah ich die ganze Zeit über Bente Fischer (Neckarsulmer Sportunion) – und ich wusste ja, dass ich für die Olympianorm Deutschen Rekord schwimmen muss. Auf der letzten Bahn habe ich dann an der tollen Stimmung gemerkt, dass es ganz knapp werden könnte. Da habe ich noch einmal alles aus mir rausgeholt. Das war richtig hart.

Hast Du die Hoffnung, über die FINA-A-Norm oder als Teil der deutschen Lagenstaffel doch noch für die Spiele in Tokio nominiert zu werden?

Ich mache mir keine großen Hoffnungen. Zwar wäre es für junge Athleten wie mich sicher sehr hilfreich, schon früh solche Erfahrungen zu sammeln; und bestimmt würden unsere Bundestrainer am liebsten so viele wie möglich mitnehmen. Am Ende entscheidet aber der DOSB. Und es ist nun einmal so, dass die Norm vorgegeben war und ich sie nicht geschafft habe. Deshalb wäre es völlig okay, wenn ich in Tokio nicht dabei bin. Mir bleiben ja immerhin die Europameisterschaften im Mai in Budapest …

… Dein erster Auftritt auf der großen internationalen Bühne.

Im Moment ist die EM gedanklich noch recht weit entfernt, denn jetzt geht erst einmal die Schule vor. Anfang Mai beginnen die Abiturprüfungen, bis dahin muss ich noch ganz schön viel lernen und einiges aufholen. Zuletzt war ich drei Wochen im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada. Dank des Online-Unterrichts konnte ich mich zwar auch dort hin und wieder dazu schalten, habe aber trotzdem einiges verpasst. Wird also ganz schön stressig, zumal es schon kurz nach dem Abi zur EM geht.

Hast Du schon konkrete Ziele für Budapest?

Ich bin nicht nur über 200 Meter Brust, sondern auch über 200 und 400 Meter Lagen qualifiziert und möchte so viele Rennen wie möglich bestreiten. Natürlich will ich auch Bestzeiten schwimmen – es geht aber auch darum, die Atmosphäre aufzusaugen und Erfahrungen zu sammeln. Die EM ist schließlich der bisherige Höhepunkt meiner Karriere.

Wie in Berlin werden auch in Budapest die jungen Athletinnen und Athleten des SVC mitfiebern und Dir die Daumen drücken. Du bist ihr Vorbild. Was bedeutet Dir das?

Das freut mich und macht mich sehr stolz. Ich weiß, wie hart es für viele momentan ist, wenn sie sehen, wie andere Bestzeiten schwimmen, während sie selbst teilweise nicht einmal trainieren dürfen oder zumindest kaum Wettkämpfe haben. Es werden aber hoffentlich bald wieder bessere Zeiten kommen. Lasst den Kopf also nicht hängen, arbeitet an Euren Grundlagen, beseitigt Eure Defizite – dann steht auch Euch eine tolle Zukunft bevor.