Stuttgart – Gut zwei Monate, vom Zweitligaauftakt im November an gerechnet, dauerte die Durststrecke der Wasserballer vom Schwimmverein Cannstatt an – nun konnte das junge Team um Kapitän Lennart Löscher und Trainer Andras Feher die ersten Zähler der Saison vermelden. Vor heimischer Kulisse schlugen die Cannstatter die SGW Leimen/Mannheim verdient mit 13:12 (3:5,3:2, 2:1, 5:4).
Immer wieder knappe Niederlagen, Pech im Abschluss und häufig auch eine Armada an selbstverschuldeten Fehler: Die Wunden saßen zum Jahresabschluss 2017 tief bei den Zweitligawasserballern des Traditionsvereins. Beinahe resigniert verabschiedeten sich viele Spieler in die Winterpause, die bereits kurz nach Neujahr durch ein intensives Trainingsprogramm beendet wurde, das Trainer Andras Feher bewusst auf die zahlreichenden Herausforderungen in der Liga angepasst hatte. Und die harte Trainingsmoral schien Früchte zu tragen. Die vor dem Jahreswechsel noch häufig kritisierte Trägheit im Umschaltspiel, die oft vertändelten Chancen vor dem gegnerischen Tor und nicht zuletzt die mehrfach fehlende Konzentration über das ganze Spiel hinweg schienen plötzlich wieder da zu sein – auch wenn der Sieg gegen die starken und erfahrenen Leimener bei Weitem kein Selbstläufer war. Gleich in der Anfangsphase zeigten die trotz eines präzise platzierten Führungstreffers durch Finn Julius Wörn ihre nach wie vor bestehende Klasse und zogen bis zur ersten Viertelpause bis auf 3:5 davon. Ein solides Resultat, das jedoch keineswegs zum Ausruhen ausreichte, wie die Cannstatter gleich zu Beginn des zweiten Spielabschnittes eindrucksvoll bewiesen. Mit einer nach anfänglichen individuellen Fehlern immer sicherer und mutiger agierenden Abwehr im Rücken drehte der Lokalmatador nun auch in der Vorwärtsbewegung deutlich auf und verwandelte die knappe Führung binnen weniger Minuten in eine Pattsituation, die für die zweite Hälfte hochdramatische Spielszenen versprach. Und an denen mangelte es nach dem Seitenwechsel wahrlich: Zu häufig scheiterten die Cannstatter noch vor dem gegnerischen Tor, sodass sich bis tief in den letzten Spielabschnitt keines der beiden Teams deutlich absetzen konnte. Erst die aus Cannstatter Sicht bisher beste Verteidigungsleistung der Saison sicherte den Gastgebern nach intensiven 32 Spielminuten den wohlverdienten Sieg: Gleich mehrmals verloren die Gäste bereits vor dem Aufbau einer ernstzunehmenden Torschusssituation den Ball an die zweikampfstarken Cannstatter, die zudem ihn dem couragiert auftretenden Jungtalent Finn Julius Wörn, dem Linkshänder Adrian Thran und dem eigentlich als Centerverteidiger eher defensiv geforderten Miles Müller gleich drei Torgaranten aufbieten konnten, die für die nötigen Tore auf dem Weg zum Sieg sorgten. Selbst der kurz vor Schluss erzielte Anschlusstreffer der Kurpfälzer zum 12:13 konnte schlussendlich nicht vermeiden, auf was man im Mombachbad so sehnlichst gewartet hatte: Die nicht nur psychisch so wichtigen ersten Zähler der Saison. Die kommen nun, vor den wichtigen Partien gegen ähnlich abstiegsgefährdete Konkurrenten, genau richtig. Nicht zuletzt wartet am heutigen Mittwoch ein weiteres Schwergewicht der zweiten Liga auf die Cannstatter, das zugleich noch wahren Derbycharakter im Gepäck hat: Mit dem PSV Stuttgart reist der nächstliegende Nachbar der Schwaben direkt aus dem Stadtteil Vaihingen an und wagt um 20:45 Uhr pünktlich zum Anpfiff den Sprung in das frische Quellwasser des Mombachbades. Das zumindest wird angesichts des Stadtderbys sicherlich zu einem wahren brodelnden Hexenkessel – mit gar nicht mal so schlechten Karten für die nun deutlich optimistischer wirkenden Gastgeber.
Die Tore für den SV Cannstatt erzielten: Tim Kraut, Lennart Löscher, Julian Thran (je 1), Adrian Thran (2), Miles Müller (3), Finn Julius Wörn (5)
Von Felix Heck