Bericht zu den Spielen 2 und 3 des Play-Down SC Neustadt vs SV Cannstatt

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Der SV Cannstatt ist aus der Wasserball-Bundesliga abgestiegen. Im entscheidenden dritten Spiel unterlag der SVC dem SC Neustadt mit 8:12 (1:3; 3:2; 0:4; 4:3).

Zuvor hatte der SVC im Untertürkheimer Inselbad vor Wochenfrist knapp mit 8:9 und am Samstag 11:12 nach 5m-Werfen den Kürzeren gezogen.

Es war letztlich hauchdünn, aber der SVC machte in den entscheidenden Momenten Fehler. Wenn alles zusammenkommt, hilft dann auch die Glücksfee nicht mehr, die den Cannstattern die Unterstützung verweigerte. „Das Glück zu zwingen“, wie es der Volksmund sagt – dazu fehlten den Cannstattern die Mittel.

Nach der Heimspiel-Niederlage war der SVC unter Druck nach Neustadt gereist und schien diesem auch zunächst Stand zu halten. Im zweiten Spiel der Best-of-Five-Serie rettete sich der SVC nach einer ausgeglichenen Partie in das Fünf-Meter-Werfen, die SVC-Spieler müssen sich aber den Vorwurf gefallen lassen, bereits in der regulären Spielzeit die vorzeitige Entscheidung durch viele vergebene Chancen nicht herbeigeführt zu haben. Bei den Strafwürfen versagten dann ausgerechnet Kapitän Lennart Löscher und Routinier Marton Sarosi die Nerven. Noch mehr Druck für den SVC in der Dritten Begegnung – und wieder alles wie gehabt: Cannstatt auf Augenhöhe, aber mit den Fehlern in den entscheidenden Situationen. Deni Cerniar, der am Vortag noch zwei Strafwürfe in der regulären Spielzeit verwandelt hatte, scheiterte nun auch zwei Mal am starken Neustädter Torhüter Ivan Pisk. Dazu noch ein unplatzierter Pass, der den bereits frei aufs Neustädter Tor zuschwimmenden Novak Zugic verfehlte und statt des 9:9 Ausgleichs die 8:10 Führung und damit die Vorentscheidung zugunsten der Kurzpfälzer bedeutete – der Abstieg des SV Cannstatt war denkbar knapp.

Dennoch gab es am Ausgang des Play-Downs nichts zu deuteln: „Wir haben unsere Fehler gemacht und dann hatten wir auch kein Glück“, war das enttäuschende Fazit von Cannstatts Trainer Andras Feher. „Es waren allerdings ausgerechnete die routinierten Spieler, die die Fehler gemacht haben“, so Feher.

Allerdings mussten die Cannstatter auch stark gehandicapt in die entscheidende Partie gehen. Filip Zugic fehlte nach einer Verletzung aus dem ersten Play-Down-Spiel bereits in der zweiten Begegnung, der angeschlagene Uros Fabic stieg zwar in der zweiten Partie noch ins Wasser, musste dann aber in der entscheidenden Begegnung endgültig passen. Die Cannstatter fuhren nur mit 10 Spielern in die Pfalz, die vorzeitige Disqualifikation von Milosav Aleksic und Deni Cerniar jeweils nach dem dritten persönlichen Fehler führte dazu, dass Feher am Schluss nur noch einen Spieler auf der Bank hatte.

Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte müssen die Cannstatter nun den Gang die Zweitklassigkeit antreten. Ende der 70er Jahre nach dem Rücktritt der Pokalsiegermannschaft des Jahres 1973 um Nationalspieler Peter Teicher gelang dem SVC in der zweiten Liga sowohl der Altersumbruch als auch der Wiederaufstieg. Auch nach dem Rückzug im Meisterschaftsjahr 2006 kam der SVC wieder zurück in die erste Liga. Ein Mix aus reaktivierten älteren Spielern und dem eigenen Nachwuchs brachte den SVC zurück.

Diesmal wird der Weg vermutlich deutlich schwerer werden. Der Deutsche Schwimmverband hat den Qualifikationsmodus für den Aufstieg dadurch erschwert, dass der Vorletzte zukünftig am Relegationsturnier teilnimmt. Beim SVC muss man sich die Frage stellen, ob es nicht besser gewesen wäre, bereits in der letzten Saison den Gang in die Zweitklassigkeit anzutreten und der starken U17 ein Jahr mit Aufbauspielen und Erfolgserlebnissen zu ermöglichen. In der Bundesliga waren die Talente letztlich zunächst mangels starker älterer Spieler, die in wichtigen Situationen auch lenkend eingreifen, zumindest am Anfang überfordert. Eine Analyse zeigt nämlich, dass vor allem die desaströse Hinrunde zur schlechten Ausgangssituation für das Play-Down und damit zum Abstieg entscheidend beigetragen haben. Mit dem Wechsel zum Trainergespann Feher/Bleich kam frischer Wind und Erfolge – aber zu spät um das Ruder noch herumzureißen.

Einen wirklichen Plan B scheint beim SVC noch niemand zu haben. Auf jeden Fall dürfte ein personeller Umbruch in der Mannschaft ebenso wie auf der Funktionärsebene anstehen. Sportvorstand Matthias Zielke hat seinen Rückzug bereits länger angekündigt, hinter vielen SVC-Spielern sind die verbleibenden Bundesligavereine her – die Cannstatter Talente sind begehrt. SVC-Chefcoach Andras Feher erklärte: „Wir müssen das jetzt erst mal verdauen und uns dann zusammensetzen.“ Deutlicher kommt der anstehende Umbruch bei Präsident Alexander Scholz zum Ausdruck: „Wir wussten am Anfang der Saison, dass es in diesem Jahr sehr schwer werden würde, die Klasse zu halten. Dass wir es nicht geschafft haben und abgestiegen sind, macht mich sehr traurig. Dennoch sehe ich nun auch die Chance, dass neue Leute mit frischem Wind den Wasserballsport beim SVC gestalten und mittelfristig sportliche Erfolge wieder zu vermelden sind.“

Man kann dem SVC nur wünschen, dass es ihm gelingt, möglichst viele junge Spieler zu halten. Das Potential für eine Bundesliga-Mannschaft steckt im SVC-Nachwuchs. Gelingt das den Cannstattern nicht, könnte ihnen wie so vielen Traditionsvereinen das Wasserball-Niemandsland der zweiten Liga auf Dauer drohen.