Bericht der Deutschen Wasserball-Liga – B-Gruppe – SV Cannstatt vs. SC Wedding

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Überraschungserfolg für den SV Cannstatt in der Wasserball-Bundesliga. In der B-Gruppe der Deutschen Wasserball-Liga bezwangen die Schwaben überraschend den Tabellendritten SC Wedding mit 10:9 (5:3; 1:1; 2:1; 2:4).

Mit dem zweiten Saisonsieg konnten die Schwaben den Aufwärtstrend der letzten Wochen fortsetzen und endlich auch in Zählbare Erfolge ummünzen. Cannstatt bleibt zwar auf Platz 7 und hat weiterhin ein vergleichsweise schlechtes Torverhältnis, kann nun aber zuversichtlicher in die nächsten Partien gegen Neustadt und Würzburg gehen.

Im heimischen Inselbad spielte der SVC vom Anpfiff weg auf Augenhöhe mit der favorisierten Mannschaft aus Berlin, die klare Aufstiegsambitionen in die A-Gruppe hat. Cannstatt erwischte einen Einstand nach Maß: Bereits in der ersten Spielminute verschuldete Gästetorhüter Pawel Lis einen Strafwurf, den SVC-Goalgetter Deni Cerniar souverän verwandelte. Danach ein wahres Torfestival in Untertürkheim: Die Zuschauer konnten minütlich Treffer bejubeln. Zunächst glich Wedding vom Anpiff weg die SVC-Führung aus, doch der gelungene Auftakt war kein Strohfeuer. Erneut Cerniar und Center Novak Zugic erhöhten auf 3:1. Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum. Zwar konnte Wedding den Vorsprung nochmals egalisieren aber noch vor dem Pausenpfiff stellten Anton Spanjol und Marton Sarosi für den SVC die zwei-Tore-Führung wieder her.

Im zweiten Spielviertel dann ein offener Schlagabtausch zwischen beiden Mannschaften. Wedding konnte zwar gleich zum Viertelbeginn auf 5:4 verkürzen. Doch bereits 30 Sekunden später nutzte Anton Spanjol eine Überzahlmöglichkeit zur 6:4 Führung. Danach mussten die Cannstatter zwei gegnerische Überzahlsituationen überstehen, doch die SVC-Abwehr agierte ausgesprochen geschickt und störte das Weddinger Powerplay entscheidend. Nach der Halbzeitpause kam Cannstatt schnell zu einer Überzahlmöglichkeit, die Novak Zugic erfolgreich zur ersten drei-Tore-Führung des SVC nutzte. In der Folge konnten die Cannstatter zwar zwei Überzahlmöglichkeiten nicht nutzen, aber auch Wedding lies eine solche Chance verstreichen und konnte erst im zweiten Anlauf auf 7:5 verkürzen. Kurz vor Ende des Viertels nahm Cannstatts Coach Feher jedoch eine Auszeit und die Cannstatter nutzten den darauf folgenden Angriff um durch Deni Cerniar wieder auf 8:5 davonzuziehen.

Im Schlussviertel drehte der Tabellendritte aus Wedding noch einmal auf, versuchte das Blatt zu wenden. Die Cannstatter versuchten vor allem sicher in der Verteidigung zu bleiben, was zunächst auch noch gelang. Zwar kam Wedding zuerst auf 8:6 heran, aber Routinier Milosav Aleksic nutzte eine der vielen Überzahlchancen um die Cannstatter wieder auf 9:6 in Front zu bringen.

Doch jetzt ließen die Kräfte der Cannstatter deutlich nach und Wedding zeigte, dass sie nicht umsonst zu den Spitzenteams der Liga zählen. Ein überraschendes Feldtor und nach einer doppelten Hinausstellung gegen den SVC dann der 9:8 Anschlusstreffer eine starke Minute vor dem Abpiff.

Im direkten Angriff nach dem Anstoß konnte sich aber SVC-Center Novak Zugic sehenswert gegen Weddings Verteidiger durchsetzen und über den herausschwimmenden Torhüter der Berliner Treffen – Cannstatt führte wieder mit 2 Toren und 61 Sekunden verbleibender Spielzeit. Wedding ging nun zu einer offenen Deckung über, setzte den SVC unter Druck. Das Spiel wurde hektisch, Das Schiedsrichtergespann Homolka/Arntzen hatte alle Hände voll zu tun. Zuerst eine Doppelhinausstellung gegen je einen Cannstatter und einen Weddinger Akteur und dann noch eine Zeitstrafe gegen den SVC. Weddings bester Torschütze Tom Völkel brachte seine Mannschaft auf 10:9 heran. Noch 26 Sekunden auf der Uhr. Taktik-Fuchs Feher ließ jetzt einen Spieler praktisch zur eigenen zwei Meter-Linie zurückkommen und den Anstoß weit ins eigene Feld zu spielen. Im Wasserball, mit geringeren Geschwindigkeiten als bei Landsportarten eine effektive Maßnahme um Zeit von der Uhr zu nehmen. Dazu kam noch eine Zeitstrafe gegen Wedding nach einem aggressiven Angriff auf die Cannstatter Stürmer. Die SVC-Spieler versuchten aber gar nicht mehr ein zusätzliches Tor zu erzielen, sondern sicherten nur noch den knappen Vorsprung.

Der Jubel bei den Cannstatter Fans nach dem Schlusspfiff war riesig, die Freude der Spieler konnte mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mithalten. Zu niederschmetternd war er bisherige Saisonverlauf gewesen, den frustrierten Schwaben gelang es nun endlich, die Negativ-Serie zu durchbrechen. SVC-Coach Andras Feher war glücklich. „Endlich haben wir ein Erfolgserlebnis. Wir haben heute sehr strukturiert gespielt und letztlich verdient gewonnen.“

Aber der Cannstatter Trainer bremste auch gleich die Euphorie. „Natürlich haben wir auch noch Fehler gemacht. Aber wir waren heute sehr konzentriert und konnten jede Aktion von Wedding kontern. Außerdem dürfen 17-jährige auch noch Fehler machen“, ergänzte Feher versöhnlich.

Routinier Milosav Aleksic, der letzte Cannstatter, der noch zur Meistermannschaft des Jahres 2006 gehört hatte, sah das wie sein Trainer. „Wir konnten heute mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung überzeugen und konnten immer einen draufsetzen, wenn Wedding wieder den Anschluss schaffte. Gerade wenn es knapp wurde, waren wir heute stark.“ Ob das jetzt so weitergeht? „Seit Anfang des Jahres hat sich einiges geändert. Die Schmach der Niederlage gegen Duisburg war ein richtiger Weckruf. Alle Spieler haben vollen Einsatz gezeigt.“

Völlig überrascht war Anton Spanjol über seine Wahl zum „Spieler des Tages“. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Ebensowenig wie mit dem Sieg gegen Wedding“, so der 17-jährige Münchner, der in der vergangenen Saison noch in der zweiten Liga spielte, aber bereits mit einem Zweitstartrecht gemeinsam mit den Cannstattern deutscher Vizemeister bei der U17 wurde.

Überraschung vor dem Anpfiff: Der SVC nominierte als Ersatztorhüter Ex-Nationalspieler Volker Wörn. „Der reguläre zweite Mann konnte nicht, da haben sie mich unter der Woche gefragt. Ich helfe, wenn ich kann“, sagte der knapp 50-jährige. Zum Einsatz kam er aber nicht – Stammtorhüter Milan Markovics brachte eine sehr gute Leistung. Dafür konnte Wörn die Einsätze des eigenen Sohns aus ungewohnter Perspektive beobachten.

Der SV Cannstatt bleibt auf Platz Sieben, hat aber jetzt drei Punkte Vorsprung auf Tabellenschlusslicht Würzburg, das allerdings gegen den Fünften aus Neustadt erstmals punktete. Allerdings hat der SVC ein schlechtes Torverhältnis, so dass er auf jeden Fall noch weitere Erfolge braucht um die Ausgangssituation für die Play-Downs zu verbessern.

Tore SVC: Deni Cerniar, Novak Zugic (je 3), Anton Spanjol (2), Milosav Aleksic, Marton Sarosi.